(ka) Der 9. April 1945 war ein schicksalhafter Tag für Ingolstadt: Vier Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Augustinerkirche mit dem angrenzenden Franziskanerkloster durch Fliegerbomben zerstört. Der Schutzraum unter der Kirche, in dem über 70 Menschen Zuflucht suchten, wurde verschüttet; die Kinder, Frauen und Männer darin starben.
An diesen folgenschweren Luftangriff erinnerte am 9. April eine offene Gedenkfeier unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dr. Michael Kern auf dem Theatervorplatz. Die Veranstaltung begann um 17 Uhr, denn genau 80 Jahre zuvor wurde um 17.09 Uhr der Fliegeralarm ausgelöst.
Der Oberbürgermeister erinnerte daran, dass die britische Luftwaffe für diesen Tag eigentlich keinen Angriff auf Ingolstadt geplant hatte. Die mehr als 200 Bomber hatten am Nachmittag den Neuburger Fliegerhorst und den Flughafen München-Riem angegriffen. Auf ihrem Rückflug nach Südengland überflogen sie Ingolstadt. Der Verband hatte die Stadt schon hinter sich gelassen, als zehn Bomber ausscherten, zurückkehrten und über der Stadt ihre sogenannte „Restlast“ von 29 Tonnen Spreng- und Brandbomben absetzten. Die Bomben schlugen hin der südlichen Ingolstädter Altstadt ein. Zurück blieb eine Trümmerlandschaft: Tote, Verletzte, Zerstörung, Leid. Zerstört wurde dabei auch die Augustinerkirche mit dem angrenzenden Franziskanerkloster, die hier an dieser Stelle standen. 73 Menschen, die in den Schutzraum der Kirche unter dem Altar geflüchtet waren, starben in den Trümmern. Viele der Opfer waren zuvor vor der heranrückenden Roten Armee aus Pommern geflohen und hatten sich in Ingolstadt sicher geglaubt. In seiner Rede unterstrich der Oberbürgermeister: „Ihre Namen stehen stellvertretend für die rund 620 Ingolstädterinnen und Ingolstädter, die bei Luftangriffen auf unsere Stadt ums Leben kamen. Und sie stehen stellvertretend für die Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs, derer wir heute gedenken wollen.“
Im Anschluss an die Rede wurde der Bericht des Zeitzeugen, Pater Arnulf Götz, vorgelesen, der mit eindrücklichen Worten über die Zerstörung von Kloster und Kirche sowie dem Leid der Verschütteten berichtete. Begleitet vom Läuten der Kirchenglocken lasen Ingolstädter Schülerinnen und Schüler die Namen und das Alter der 73 im Schutzraum verstorbenen Menschen vor.
Das Gedenken wurde in der Franziskanerkirche fortgesetzt. In der Loretokapelle, in der eine Gedenktafel mit den 73 Namen der Opfer vom 9. April angebracht ist, wurde eine Ausstellung über die Augustinerkirche eröffnet. Zum Abschluss wurde in der Kapelle ein Kranz niedergelegt.
*Bildunterschrift: Nach der Rede von Oberbürgermeister Dr. Michael Kern (l.) verlasen Schülerinnen und Schüler die Namen der in den Trümmern der Augustinerkirche umgekommen Menschen. (Foto: Stadt Ingolstadt / Rössle)
Quelle - Stadt Ingolstadt / Pressemitteilung
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